Beschreibung: Prüfungskandidaten sollten in der Lage sein, die über inetd verfügbaren Dienste zu konfigurieren, tcpwrappers für das Erlauben oder Verweigern von Diensten auf Host-Ebene zu verwenden, Internetdienste manuell zu starten, stoppen und neu zu starten und grundlegende Netzwerkdienste einschließlich Telnet und FTP zu konfigurieren. Ebenfalls enthalten ist das Ausführen von Diensten unter einer anderen als der voreingestellten Benutzerkennung in inetd.conf.

Die wichtigsten Dateien, Bezeichnungen und Anwendungen:

  • /etc/inetd.conf
  • /etc/hosts.allow
  • /etc/hosts.deny
  • /etc/services
  • /etc/xinetd.conf
  • /etc/xinetd.log

Der inetd-Superserver

Bei der großen Anzahl von möglichen Servern, die auf einem Rechner laufen müssten, damit alle Internetdienste immer bereit sind, wäre es schnell soweit, daß der Speicher mit untätigen Servern überfüllt wäre. Damit das vermieden wird, gibt es einen „Superserver“, der alle möglichen Portnummern abhört und bei Anfrage einen entsprechenden Server startet. Damit kann es ermöglicht werden, daß nur die Server laufen, die gerade arbeiten, obwohl alle Dienste verfügbar sind.

Der zuständige Daemon heißt inetd und wird in der Datei /etc/inetd.conf konfiguriert. Der Aufbau dieser Datei ist verhältnismäßig einfach, meist sind alle notwendigen Einträge schon vorhanden. Sie müssen nur jeweils auskommentiert werden, wenn sie nicht erwünscht sind. Das Format der Datei ist folgendermaßen organisiert:

  Dienstname Socket-Typ Transportprotokoll Flags User Programm Argumente

Die Felder haben folgende Bedeutung: Dienstname Hier steht der Name eines Dienstes, so, wie er in der Datei /etc/services eingetragen ist. Die ganze folgende Zeile bezieht sich darauf, daß ein Client versucht, auf dem Port zuzugreifen, der in /etc/services unter diesem Namen genannt ist. Socket-Typ Gültige Werte für den Socket-Typ sind stream, dgram, raw, rdm und seqpacket, wobei in der Praxis meist nur die ersten beiden eine Rolle spielen. Über den Daumen gepeilt kann behauptet werden, daß jedes Programm, daß als Transportprotokoll TCP benutzt, hier ein stream eingetragen hat, jedes, das mit UDP arbeitet hat hier ein dgram benutzt. Transportprotokoll Das hier eingetragene Transportprotokoll muß eins der in /etc/protocols angegebenen Protokolle sein. In der Regel spielen hier nur tcp und udp eine Rolle. Flags An dieser Stelle gibt es nur zwei gültige Einträge, wait und nowait. Die Unterscheidung spielt nur für UDP-basierte Anwendungen eine Rolle. Alle anderen sollten hier ein nowait eingetragen haben. Wenn ein Datagram-Server (ein Server, der mit UDP arbeitet) nach der Versendung eines Datagrams den benutzten Socket löscht, so daß inetd weitere Anfragen auf diesem Socket empfangen kann, dann spricht man von einem multi-threaded Server und sollte hier nowait benutzen. Datagram-Server, die alle eingehenden Datagramme über einen Socket empfangen und letztendlich mit einem TimeOut reagieren, werden single-threaded genannt und benötigen hier den Wert wait. Typische Vertreter dieses Typs sind die biff und talkd Daemonen.

Optional kann diesem Eintrag noch ein Maximalwert mitgegeben werden, der angibt, wieviele dieser Server maximal innerhalb von 60 Sekunden gestartet werden dürfen. Dieser Wert wird durch einen Punkt getrennt an wait oder nowait angehängt. Seine Voreinstellung ist 40. User Der User-Eintrag legt fest, unter welcher UserID das Serverprogramm laufen soll. Nachdem inetd selbst unter der UserID 0 läuft, kann hier verhindert werden, daß bestimmte Dienste auch unter dieser gefährlichen UID laufen. Optional kann diesem Eintrag ein durch Punkt vom Usernamen getrennter Gruppennamen folgen, der entsprechend die GID setzt. Programm Hier wird das Programm angegeben, das gestartet werden soll, wenn eine auf diesen Eintrag passende Anfrage eingeht. Es wird der komplette Pfad und Programmname angegeben. Wenn inetd diesen Dienst selbstständig anbietet, so steht hier internal. Argumente Die Argumente (Kommandozeilenoptionen) für das zu startende Programm. Normalerweise wird der Programmname selbst (Argument 0) mit angegeben. Auch hier wird das Wort internal angegeben oder der Eintrag wird leer gelassen, wenn inetd den Dienst intern zur Verfügung stellt.

So bedeutet die folgende Zeile also:

    ftp     stream  tcp     nowait  root    /usr/sbin/in.ftpd       in.ftpd

Wenn eine Nachfrage nach dem Service ftp ankommt, (über den Sockettyp stream, mit dem Protokoll TCP) wird unter der UserID root das Programm /usr/sbin/in.ftpd ohne weitere Parameter gestartet und mit der Anfrage verbunden.

Die nötigen Portnummern bezieht inetd aus der Datei /etc/services .

Der inetd ließt diese Konfigurationsdatei nur beim Start. Wenn also Veränderungen daran vorgenommen wurden, so muß entweder der inetd neu gestartet werden, oder ihm muß ein HUP-Signal geschickt werden. Dieses Signal zwingt ihn, seine Konfigurationsdatei neu einzulesen.

Der TCP-Daemon (tcpwrapper)

Neben dem oben gezeigten Beispiel gibt es noch eine spezielle Form des Aufrufs über den inetd. In der Datei inetd.conf finden sich oft auch Zeilen wie die folgenden:

  klogin    stream  tcp   nowait  root    /usr/sbin/tcpd  rlogind -k
  eklogin   stream  tcp   nowait  root    /usr/sbin/tcpd  rlogind -k -x
  kshell    stream  tcp   nowait  root    /usr/sbin/tcpd  rshd -k

Hier scheint auf den ersten Blick immer das gleiche Programm aufgerufen zu werden, nämlich /usr/sbin/tcpd. Erst als dessen Parameter kommen die eigentlichen Server an die Reihe. In der Tat ist es so, daß hier der TCP-Daemon (tcpd) aufgerufen wird, der dann erst die Server aufruft. Das klingt auf den ersten Blick unsinnig, aber es ermöglicht eine Einstellung, wer diesen Service benutzen darf.

Der tcpd überprüft anhand der Dateien /etc/hosts.allow und /etc/hosts.deny ob der jeweilige Host überhaupt berechtigt ist, diesen Dienst in Anspruch zu nehmen. Eine genaue Darstellung dieser Technik habe ich auf eine eigene Seite ausgelagert, weil das Thema auch noch in anderen Kapiteln eine Rolle spielt.

Der xinetd-Server

Der Server xinetd ist ein sicherer Ersatz für inetd. Er bietet eine eingebaute Zugriffskontrolle und eine direkte Unterstützung der Dateien /etc/hosts.allow und /etc/hosts.deny ohne den Umweg über tcpd. Außerdem werden noch viele weitere Verbesserungen angeboten wie etwa

  • Beschränkung der Verbindungen entweder generell, oder pro Dienst oder pro Client.
  • Beschränkung von Verbindungen anhand der Tageszeit.
  • Dienste können an bestimmte IP-Adressen gebunden werden, so daß z.B. interne Clients andere Server-Programme nutzen als externe Clients, obwohl sie den selben Dienst aufgerufen haben.
  • Schutz vor denial of service Angriffen.
  • Ausgiebige Log-Möglichkeiten (auch unabhängig von syslogd).
  • Umleitung von TCP-Verbindungen zu einem anderen Rechner, der selbst nicht von außen erreichbar sein muß. Damit können Server hinter einem Masquerading-Server auch von außen benutzt werden.
  • Volle Unterstützung von IPv6.
  • Interaktion mit dem User des Clients (Meldungen bei erfolgtem oder gescheitertem Zugriff).

Die Konfiguration des xinetd erfolgt analog zu seinem Vorgänger in der Datei /etc/xinetd.conf. Allerdings hat diese Datei einen vollkommen anderen Aufbau als /etc/inetd.conf. Für UmsteigerInnen gibt es ein spezielles Shellscript, das eine bestehende inetd.conf Datei in das neue Format konvertiert. Dieses Programm ist ein Perl-Script (xconv.pl) und wird mit xinetd mitgeliefert.

Die Konfigurationsdatei von xinetd beginnt mit einem Abschnitt für die Voreinstellungen, der default section. Die hier angegebenen Attribute werden von jedem Dienst genutzt, den xinetd verwaltet. Nach diesem Abschnitt folgen für jeden einzelnen zu startenden Dienst ein eigener Abschnitt. Wenn in einem solchen dienstspezifischen Abschnitt Angaben gemacht werden, die denen der default section widersprechen, so gelten die des dienstspezifischen Abschnitts.

Die typische Form einer default section ist folgendermaßen aufgebaut:

  defaults
  {
      Attribut Operator Wert(e)
      ...
  }

Alle weiteren Abschnitte beginnen mit dem Schlüsselwort service, dem der Name des Dienstes (wie er in /etc/services eingetragen ist) folgt.

  service Dienstname
  {
      Attribut Operator Wert(e)
      ...
  }

Es gibt drei unterschiedliche Operatoren, mit denen Attribute mit Werten versehen werden:

= Setzt einen Wert für ein Attribut.

+= Fügt einem Attribut einen Wert zu den bereits bestehenden Werten hinzu.

-= Entfernt einem Attribut den angegebenen Wert.

Es existieren sehr viele möglichen Attribute, deren Beschreibung den Rahmen hier sprengen würde. Ein Beispiel für eine solche Datei sagt hier mehr als eine endlose Beschreibung:

  defaults
  {
    instances       = 15
    log_type        = FILE /var/log/xinetd.log
    log_on_success  = HOST PID USERID DURATION EXIT
    log_on_failure  = HOST USERID RECORD
    only_from       = 192.0.0.0/8

    disabled = shell login exec comsat
    disabled += telnet ftp
    disabled += name uucp tftp
    disabled += finger systat netstat
  }

  service ftp
  {
    socket_type  = stream
    wait         = no
    user         = root
    server       = /usr/sbin/in.ftpd
    server_args  = -l
    instances    = 4
    access_times = 7:00-12:30 13:30-21:00
    nice         = 10
    only_from    = 192.168.1.0/24
  }

In der defaults-Section definieren wir hier das Attribut instances mit dem Wert 15. Das bedeutet, daß grundsätzlich nicht mehr als 15 Dienste gleichzeitig gestartet werden können. Später in der Definition des FTP-Dienstes setzen wir den Wert 4 für dieses Attribut. In diesem Fall bezieht es sich auf die Menge der gleichzeitigen FTP-Verbindungen.

Die Angabe log_type = FILE /var/log/xinetd.log bestimmen wir, daß nicht der syslogd benutzt werden soll, sondern xinetd direkt in die angegebene Datei schreibt. Anstatt diesem Eintrag wäre auch folgender möglich gewesen:

  log_type = SYSLOG daemon info

Dann wären alle Meldungen über den Syslog-Daemon geschrieben worden und zwar mit der Herkunft daemon und der Priorität info.

Die beiden Angaben log_on_success und log_on_failure legen fest, was alles in das Logbuch aufgenommen werden soll, wenn ein Zugriff erfolgreich war oder abgelehnt wurde.

Die Angabe only_from = 192.0.0.0/8 bestimmt, daß grundsätzlich (wenn beim entsprechenden Dienst nichts anderes angegeben wurde) nur die Rechner Zugriff haben, die auf die angegebene Adresse passen. Das /8 bestimmt, daß nur die ersten 8 Bit der Adresse gewertet werden. In unserem Beispiel werden also alle Rechner Zugriff bekommen, deren erstes Adressenbyte 192 ist.

Die folgenden Zeilen der default section schalten die angegebenen Dienste mit dem Attribut disabled komplett ab.

Im Abschnitt FTP werden jetzt die einzelnen Attribute für den Dienst gesetzt. Die ersten vier Einträge entsprechen dem, was auch in der alten inetd Konfiguration eingetragen war. Interessant sind hier noch die Angaben über die erlaubten Tageszeiten, in denen der Dienst zur Verfügung steht und der gesetzte NICE-Wert, unter dem der Daemon laufen soll. Zugreifen dürfen nur Rechner, deren Adresse mit 192.168.1 beginnt.

Eine Liste aller Attribute und ihrer Bedeutungen sind auf der Handbuchseite von xinetd.conf(5) zu finden. Eine genaue Beschreibung der Formate der Logdateien sind in der Handbuchseite xinetd.log(5) nachlesbar.

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